Wie starte ich in Leiterschaft hinein?
Von Bettina Betsayyad | Lesezeit 8 Minuten
Warum die Equippers Academy der nächstbeste Schritt für dich, oder deine potentiellen Leiter ist? Das haben wir auch Pastor Patrick Geis gefragt. Er ist Teil des Pastoren Teams, bei Equippers Rhein-Main, Leiter der Admin-Area und einer unserer Dozenten. Seine exklusiven Einblicke hinter die Kulissen, wer, wie, was & warum, teilt er in diesem Interview mit uns.
Inhaltsverzeichnis:
Hast du selbst die Academy gemacht?
Warst du full-time beschäftigt?
Welche Kurse unterrichtest du?
Was treibt dich an zu leiten?
Warum sollte man in junge Leute investieren?
Warum sollte man jung starten zu leiten?
Risiken von Leiterschaft
Tipps für junge Leiter
Hey Paddy, hast du selbst die Academy gemacht?
Patrick:
Nein. Als ich vor zehn Jahren in diese Kirche (Equippers Rhein-Main) gekommen bin, gab es die Academy noch nicht. Aber hätte es sie gegeben, dann hätte ich sie gemacht. Ich kam als Praktikant hierher, weil mein Pastor aus meiner damaligen Kirche, unseren Pastor (Thore Runkel) kannte. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob es wirklich etwas für mich ist, ein Pastor und Leiter zu werden, wollte ich andere Kirchen kennenlernen. Ich war ein halbes Jahr lang hier und habe einfach überall mitgemacht und mitgearbeitet. Einmal in der Woche hatte ich mit anderen Azubis ein Meeting mit Pastor Thore, in dem wir über Leiterschaft gesprochen haben.
Warst du full-time beschäftigt?
Patrick:
Ja, ich war in Vollzeit sechs Monate hier und habe einfach alles gemacht, was man so machen kann. Die Kirche war noch kleiner. Ich habe die Academy nicht gemacht, aber hätte es sie gegeben, wäre das eigentlich genau das, was ich gesucht hatte. Heute gibt es in der Academy Unterricht, damals haben wir nur gearbeitet, aber das hat auch sehr geholfen. Und da heraus habe ich mich dann entschlossen, Theologie zu studieren und war vier Jahre nebenher in dieser Kirche. Deswegen war mein Ausbildungsweg ein bisschen anders, als üblich.
Du unterrichtest ein paar Kurse in der Academy, welche sind das und welcher macht dir am meisten Spaß?
Patrick:
Ja, ich mache einen Kurs, der heißt offiziell “Predigt & Kommunikationslehre”, der macht mir auch am meisten Spaß, weil die Studenten selbst predigen. Man kann sehr praktisch und einfach in das Thema reingehen und bekommt Feedback. Die Studenten machen Fortschritt innerhalb von ein, zwei Vormittagen. Wann kriegst du schon mal die Chance, etwas gut zu machen und dann von der ganzen Klasse detailliert Feedback zu kriegen und zu lernen? Deswegen ist das sehr, sehr cool. Es ist auch herausfordernd für die Leute, aber das hat auch seinen Reiz. Ansonsten mache ich viele unterschiedliche Exegese-Kurse. Ob das Grundlagen oder Bibliologie ist, oder ob wir einzelne Bücher auseinandernehmen, wie die Offenbarung. Dann habe ich noch einen Kurs, der heißt “Selbstleitung 2.0”. Darin geht es um alle möglichen Themen, wie man sich selbst leitet, organisiert und managed.
Du hast selbst sehr jung angefangen in Kirche mitzuarbeiten. Dann hast du auch Stück für Stück selbst Sachen geleitet. Was hat dich persönlich, als Paddy, dazu angetrieben?
Patrick:
Für für mich ist ein Erlebnis ganz entscheidend: Ich habe mit 14 Jahren den Heiligen Geist erlebt, darin hat Gott das erste Mal zu mir gesprochen. Das hat mir eine erste Idee davon gegeben, dass Gott eine Berufung auf mein Leben gelegt hat, zu leiten, Pastor zu sein, zu predigen. Aus diesem Erlebnis heraus, habe ich den Drive bekommen: Ich will gerne dabei sein, bei dem, was Gott tut. Das ist das, was mich im Kern motiviert und antreibt. Ich will gerne miterleben, was Gott tut. Durch seine Kirche, andere Menschen, durch mein eigenes Leben. Ich wollte nicht nur ein bisschen am Rand davon mitzubekommen, sondern mittendrin sein im Geschehen. Das ist mein innerer Hunger.
"Ich will gerne miterleben, was Gott tut. Durch seine Kirche, andere Menschen, durch mein eigenes Leben. Ich wollte nicht nur ein bisschen am Rand davon mitzubekommen, sondern mittendrin sein im Geschehen. Das ist mein innerer Hunger."
Dann habe ich begonnen in meiner Heimatgemeinde eine Jungskleingruppe und eine Pfadfinderrgruppe zu leiten, Jugendgottesdienste zu organisieren und in verschiedensten Gottesdiensten oder Gottesdienstformaten zu predigen. Ich habe unterschiedliche Sachen gemacht, um herauszufinden: Was kann ich, was kann ich nicht, was hat Gott für mein Leben vor. Das hat mich dazu bewegt zu sagen: Ich will das nicht nur nebenher machen, sondern mit meiner ganzen Zeit und mit meiner ganzen Energie. Deshalb habe ich das Praktikum bei Equippers gemacht und bin jetzt Pastor.
Als ich hier in der Kirche angekommen bin, bin ich direkt in eine Verantwortungsrolle gegangen. Es gab keine Übergangszeit, in der ich erstmal angekommen bin. Als Praktikant in der ersten Woche, war ich nicht in allen Meetings, aber viel involviert. Ich habe nach wenigen Monaten die Jugend übernommen, die erst aus vier Jugendlichen bestand. Dann kam Crossover (12-14 Jährige) ein Jahr später dazu. Fünf Jahre habe ich beides gemacht. Währenddessen kamen immer wieder andere Verantwortungen dazu. Aber mein Ursprungsantrieb ist, dass ich mittendrin sein will in dem, was Gott tut. Das ist es, was mich immer noch bewegt.
Du arbeitest auch selbst mit einigen jungen Leuten. Warum lohnt es sich, gerade in junge Leute zu investieren?
Patrick:
Als junger Mensch hast du entweder keine Idee, was du kannst und was Gott auf dein Leben gelegt hat, oder du hast nur eine sehr vage Idee. Du brauchst Menschen, die etwas in dir sehen und dir helfen, das zu entdecken und zu entwickeln. Deswegen bin ich so dankbar für das Investment, was ich selbst erlebt habe. Ich hatte Leiter, die etwas in mir gesehen haben und mich vor Aufgaben, oder Herausforderungen gestellt haben, die ich mir vielleicht selber nicht zugetraut hätte. Selbst dann, wenn Projekte schiefgegangen sind und nicht funktioniert haben, wurde mir geholfen, das zu prozessieren. Statt zu sagen, na gut, dann halt nicht, dann kann Gott mich nicht gebrauchen. Sondern, das hat nicht geklappt, aus diesen und jenen Gründen. Vielleicht muss ich arbeiten an charakterlichen Themen, vielleicht muss ich gewisse Fähigkeiten entwickeln. Vielleicht muss ich aber auch einfach einsehen, dass mir die Dinge einfach nicht gegeben sind. Stattdessen kann ich das akzeptieren und sagen: Gott hat mir etwas anderes gegeben und das darf ich entwickeln und nehmen.
Diesen ganzen Weg hätte ich nicht gehen können, ohne Leiter, die immer wieder Wahrheit in mein Leben gesprochen haben. Nach zehn Jahren konnte ich mich positionieren in dem, was Gott mir gegeben hat. Ich kann sehen, wie Gott wirkt, durch das, was ich tue. Ich habe eine Position gefunden, in der ich das, was Gott mir gegeben hat, einbringen kann. Ich glaube, das kannst du nur mit Hilfe von außen finden. Die Idee – Ich finde mich selbst, indem ich ganz allein, ganz weit weg fliege, zurückgezogen von allem – finde ich sehr schwierig. Du brauchst Leute, die dich sehr gut kennen und die dir helfen zu sortieren, was dir gegeben ist und was nicht.
Leiten heißt auch Menschen zu dienen und der Kirche zu dienen. Warum sollte man schon jung dienen, wenn die Älteren sowieso alles besser wissen?
Patrick:
Ich glaube als Leiter ist es ist wichtig zu verstehen, du kommst aus dem Dienen nie raus. Manchmal hat man die Idee: Ich muss jetzt fünf Jahre lang nur die nervigen Jobs machen, die keiner machen will. Und dann habe ich endlich die Position, in der mich alle respektieren und ich kann den anderen sagen, was sie tun sollen. Aber so funktioniert das in der Kirche nicht. Die Art, wie man dient, verändert sich. Nach 10 Jahren stelle ich jetzt nicht mehr so oft Stühle. Aber es kommt immer noch vor und ich brauche immer noch die Bereitschaft dazu.
Und gleichzeitig erledige ich ganz andere Aufgaben, die viel anstrengender sind, als Stühle stellen. Ob das jetzt ein Konfrontationsgespräch ist, was ich nicht führen will, ob das langwierig Berechnungen vom Budget sind, oder ob das Netzwerkprobleme im Haus sind, die wir lösen. Es bleibt ein Dienen und jedes Mal neu muss ich mich immer wieder entscheiden zu sagen, ich tue das, weil ich dienen will. Ich mache nicht nur das, worauf ich Lust habe und was von anderen gesehen wird. Je mehr man von Leuten gesehen wird, desto stärker braucht man eine dienende Haltung, weil man sonst daran zerbricht. Man muss es schaffen zu sagen: In einem Moment bin ich on stage und 500 Leute sagen mir, wie toll ich bin. Und im nächsten Moment bastle ich eine Excel-Tabelle und keinen Menschen interessiert, dass ich das mache.
"Aber ich tue es mit derselben Haltung, mit demselben Herzen, mit derselben Leidenschaft. Und ich verstehe, dass beides genau gleich Berufung ist und Reich Gottes baut."
Das lernst du als junger Mensch nur, indem du dienst. Du kannst es nicht lernen, indem du ein Buch liest oder es von jemandem hörst. Du musst es trainieren, viele, viele, viele Male. Man kommt in sein Leben als geistlicher Leiter nie an den Punkt, an dem man sagt: Jetzt bin ich nur noch der, der anderen sagt, was sie zu tun haben und ich entspanne. Nur die Art zu dienen, die ändert sich.
Gibt es ein Risiko, wenn junge Leiter, die noch nicht viel Erfahrung haben, Projekte oder sogar Menschen leiten? Was ist, wenn sie Fehler machen?
Patrick:
Du kannst Leiterschaft nicht im Labor lernen. Du kannst Leuten schwer das Leiten beibringen, indem du ihnen nur eine Scheinverantwortung gibst, die eigentlich keine Verantwortung ist und es egal ist, wenn es schief geht. Du kannst Leute nur dann trainieren, wenn sie eine echte Verantwortung haben. Deswegen ist natürlich ein Risiko dabei, dass ein Projekt scheitert, die Aufgabe nicht erledigt wird, oder dass Menschen verletzt werden, welche die Kirche verlassen, oder Schaden nehmen in irgendeiner Art und Weise. Ich denke schon, dass das Risiko real ist. Ich glaube aber auch, dass man spüren muss, dass es auch real um etwas geht. Nur wenn man versteht dass das Risiko real ist, lehnt man sich wirklich hinein und hat die Chance zu lernen.
Das heißt natürlich nicht, dass man fahrlässig jemandem in eine Verantwortung einsetzen sollte, die viel zu groß ist. Es braucht ein gesundes Maß von: Das ist eine Herausforderung, aber das ist machbar. Dann ist es wichtig, die Person darin zu begleiten, wenn sie praktische Hilfe braucht, um dem Risiko zu begegnen. Letztlich würde ich selbst als Leiter sagen, ich bewahre Leute nicht vor jedem Scheitern.
Wenn jemand immer alles abfängt und hinter einem aufräumt, dann lernt man nicht. Deswegen bin ich ein Freund davon, im Zweifel eher ein wenig mehr Risiko einzugehen und der Person danach zu helfen, die Situation zu verarbeiten, damit umzugehen und daraus zu lernen. Mir ist es mir lieber, jemand hat es verhauen, wir sprechen darüber und dann geht es weiter. Es hilft, wenn man nicht jeden Fehler direkt mit seiner eigenen Person verknüpft – Ich habe es nicht hingekriegt, also bin ich ein Versager, also bin ich nicht berufen, also kann Gott mich nicht gebrauchen. Sage stattdessen: Ich habe einen Fehler gemacht, ich kann es noch nicht, aber ich kann es lernen, nächstes Mal mache ich es besser.
Hast du zum Abschluss noch einen Tipp, für junge Leute in Kirche, die leiten wollen, aber vielleicht noch keine Möglichkeit haben?
Patrick:
Ein Kern von Leiterschaft ist immer, dass du erkennst, wo eine Lücke ist, oder Probleme sind, um die sich aktuell niemand kümmert. Das ist immer eine Gelegenheit zu leiten. Für Leiter gibt es nichts Besseres, als wenn Leute zu einem kommen und sagen: Ich habe das oder das beobachtet, das funktioniert gerade nicht, hier ist mein Vorschlag, wie ich das lösen würde. Dazu ermutige ich junge Leute. Wo sind Dinge, die du siehst, die dich vielleicht selbst wütend, oder traurig machen. Wo denkst du, das kann doch so nicht sein. Dann kannst du jemand sein, der Veränderung bringen kann. Stellt man fest, das ist jemand, der etwas tragen kann, kann man der Person mehr Verantwortung zutrauen. Ich glaube auch, Gott sieht es, wenn er etwas auf unser Herz legt sieht und wir dem nachgehen und treu sind.
Das war eine richtig wertvolle Perspektive, die uns Pastor Paddy gegeben hat; aus eigenen Erfahrungen, als junger, suchender Mensch, hin zum Leiter und Pastor.
Die Equippers Academy kann dir in all den Punkte der Suche nach Berufung, Vision und Selbstleitung helfen, starke Schritte zu gehen, Gottes Willen auf deinem Leben herauszuarbeiten und dir helfen die Stärken zu entwickeln, die Gott in dich hineingelegt hat. Wenn dich dieser Beitrag bewegt hat und du dazu Fragen hast oder den nächsten Schritt gehen möchtest, dann melde dich gerne bei uns!
© 2024 Equippers Academy by Equippers Rhein-Main e.V. | Impressum | Datenschutz